Man muss die Welt so nehmen, wie sie ist, aber man darf sie nicht so lassen.Karl Richter

Liebesbrief

für M.

Blume Blume Sie haben mein Herz aufgeschnitten
ohne dass ich es gemerkt habe
es hat mich unerschrocken gemacht
und es hat mich gelehrt
nichts im Leben
für selbstverständlich zu halten
loslassen können
altes abschütteln
auch wenn es schön war
den Wandel nicht fürchten
die Zeit dehnen
ein Spiel bei dem man am Ende
immer als Anfänger dasteht

Baum Baum Gehört und gelesen habe ich viel
begriffen habe ich durch das Leben
das Wissen um einen Sinn
jenseits aller Welten
echte Demut
außerhalb theologischer Enge
als Stärke des Geistes
die Poesie als Chance
am Rande der Nacht
das Glück schreiben zu können
alles ist bekannt
doch nichts bleibt wie es ist
weil die Dinge
noch immer im Fluss sind
und die alten Geschichten
neu erzählt sein wollen

Laterne Laterne Im Zug laufe ich gegen die Fahrtrichtung
weil ich nicht ankommen will
Flugzeuge zeichnen Spuren in den Himmel
sehr hoch und sehr schnell
Linien zerfließen im Blau
ich habe dir Gedanken geschickt
aber du warst nicht zu Hause
ich brauche dein Lächeln
als Schutz vor der Kälte
als Schild gegen die Angst

Laterne Laterne Du holst mir die Trauer vom Himmel
und rufst mich beim Namen
ein silbriger Mond biegt die Träume
in verwunschenes Licht
für eine Weile ist alles voller Himmel
auf der Suche nach Verlässlichem
halte ich mich an Belanglosem fest
weil die Kraft fehlt
im Scherenschnitt aller Wünsche
wartet meine Seele auf den Moment
da die Tür ins Schloss fällt

Laterne Laterne Deine Berührung macht
meine Haut bewohnbar
selbst aus der Finsternis
schöpfst du Hoffnung
Worte wurzeln im Nichts
geben lautlos Halt
ich komme zurück zu dir
ich höre nicht auf das
was die Leute sagen

Laterne Laterne Sei ohne Furcht
du wirst mich in den Worten finden
die ich hier zurück lasse

Etwas bleibt immer

Jorge D.R. · Kitchener-Waterloo · N2K 2R4
Ontario · Canada

Copyright © 2016 Jorge D.R.